Heinrich Claudi

Eine der Dauerausstellungen im Haager Heimatmuseum Schloss Starhemberg befasst sich mit dem in Haag am Hausruck ansässigen Künstler Heinrich Claudi (1842 – 1907).

Biografie

Heinrich Claudi wurde am 12. Juli 1842 unehelich geboren und wuchs bei seiner Tante in Ried im Innkreis auf. Hier absolvierte er eine Lehre zum Buchbinder und ging nach einer Gesellenzeit auf die Walz. Die Reise führte ihn zu vielen österreichischen, deutschen und tschechischen Städten. In Prag erlernte er Stereotypie (Rasterdruck). 4 Jahre arbeitete er sehr erfolgreich in der Schweiz, wo er seine Liebe zum Zeichnen und Malen entdeckte. Am 1. Mai 1872 ließ sich Claudi in Haag am Hausruck nieder und eröffnete ein Buchbindergeschäft. 1874 heiratete er die Haagerin Maria Dopplinger. Auf seinen zeichnerischen Streifzügen durfte den fürsorglichen Vater oft eines der vier Kinder begleiten. Er setzte sich für stark für das Gemeinschafts- und Vereinsleben in Haag ein. Als wirtschaftliches zweites Standbein begann Heinrich Claudi einen Handel mit Büchern und Devotionalien. Seit 1883 zur Ausübung des Malergewerbes berechtigt, malte er Theaterkulissen, Votivbilder, Materln, aber auch Ehrendiplome sowie Haus- und Geschäftsschilder. Besonders bekannt ist Heinrich Claudi durch seine Postkarten aus dem Inn- und Hausruckviertel. Claudi starb am 21. Juni 1907.

Claudi als Zeichner

Schon früh schuf Claudi verschiedene Ansichten seiner Heimatstadt Ried, die als Lithografien zum Preis von 30 Kreuzer pro Broschüre herausgegeben wurden. Es entstand auch eine Beschreibung der Stadt aus topografisch-historischer Sicht. Heute stellen diese Ansichten aufgrund ihrer Detailtreue gesuchte Sammlerobjekte und wertvolle Zeitdokumente dar. Auch wichtige Ereignisse seiner Region wie etwa das Fest „100 Jahre Innviertel bei Österreich“ wurden von ihm festgehalten und zeigen uns heute, wie man damals feierte. Heinrich Claudi erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise, stellte Stadt- und Schlossansichten für die „Neue Illustrierte Linzer Zeitung“ und die „Innviertler Volkszeitung“ her und war auch als Dekorateur und Entwerfer für Werbeunterlagen sehr gefragt. Weite Verbreitung fand sein zeichnerisches Werk durch die damals sehr beliebten „Correspondezkarten“ (diese ließen neben dem Motiv auch auf der Vorderseite der Karte Raum für schriftliche Vermerke) und Ansichtskarten.

Claudi heute

In jüngster Vergangehnheit und noch heute werden die Orts- und Landschaftsdarstellungen Claudis häufig zitiert. Etwa als 1984 die Rieder Brauerei ihre Bierdeckel mit Ortsansichten Claudis versah. 
Eine Ausstellung zum Werk Claudis fand 1997 im Museum Rieder Volkskundehaus statt – und derzeit natürlich im Haager Heimatmuseum Schloss Starhemberg.

Quelle: Schoberleitner, Franz: „Der Buchbinder und Zeichner Heinrich Claudi (1842 – 1907)“ in: Der Bundschuh 9, Heimatkundliches aus dem Inn- und Hausruckviertel. Schriftenreihe des Museums Innviertler Volkskundehaus, 2006. S. 66 – 76.

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